Jugendhilfe: Ein Berufsfeld mit viel Verantwortung
Bei dem Gedanken an die Arbeit mit jungen Menschen haben sicher viele einen lockeren Umgang und einen kräftezehrenden Austausch vor Augen. Doch die Jugendhilfe ist viel mehr als das.
Wir haben unseren ehemaligen Mitarbeiter Florian Schindler zu seinen Aufgaben und dem Alltag in der Jugendhilfe befragt und einen guten Einblick und Tipps für Einsteiger*innen in diesem verantwortungsvollen Berufsfeld gewonnen. Lest hier den ersten Teil des Interviews zur Arbeit in der Jugendhilfe.
- Seit wann bist Du in der Jugendhilfe tätig?
Ich arbeite seit Oktober 2018 in der Jugendhilfe. Bis September 2019 war ich bei CareFlex angestellt und wurde dann von der Einrichtung, bei der ich im Einsatz war, direkt eingestellt. - Was sind Deine Aufgaben in der Jugendhilfe?
Meine Aufgaben umfassen die Betreuung von Jugendlichen in stationären Einrichtungen – also in Einrichtungen, in denen die Jugendlichen dauerhaft untergebracht sind. Zu meinem Alltag in der Jugendhilfe gehört die Unterstützung der Jugendlichen auf dem Weg in die Verselbstständigung sowie die Beratung und Betreuung auf dem Weg dahin. Und auch die Bewältigung von auftretenden Krisen und Konflikten. - Was ist für Dich besonders bereichernd an der Arbeit mit jungen Erwachsenen?
In der Jugendarbeit treffe ich stets auf neue Herausforderungen und Situationen.
Bei jedem Menschen geht es darum, den persönlichen Situationen, Ressourcen und Bedürfnissen gerecht zu werden. - Was sind für Dich die größten Herausforderungen im beruflichen Alltag?
Der Berufsalltag ist regelmäßig geprägt von Konflikten und deren Aufarbeitung.
Dies ist mitunter eine Folge der Umstände unter denen die Jugendlichen ihren Weg in die Einrichtung finden. Die Jugendlichen, die in der Jugendhilfe betreut werden, haben in der Regel einiges hinter sich. Wenn ein*e Jugendliche*r in einer Einrichtung lebt, basiert dies immer auf dem Einschreiten der Jugendämter. Dies bedeutet auch, dass der Aufenthalt nicht immer freiwillig ist.
Schulverweigerung, Drogenkonsum, körperliche oder psychische Gewalt sind typische Auslöser. Auch traumatische Erfahrungen, Ängste oder schwerwiegende psychische Krankheiten sind keine Seltenheit.
Bei Vermisstenmeldungen oder gewaltsamen Eskalationen gehört auch die Zusammenarbeit mit der Polizei zum Berufsalltag dazu. Dies ist aber eher seltener der Fall. - Welche Stärken benötigt es, um in der Jugendhilfe zu arbeiten?
Da speziell die stationäre Jugendarbeit mit Schichtarbeit verbunden ist, braucht es eine gute körperliche und psychische Belastbarkeit. Wichtig sind zudem Einfühlungsvermögen, um mit dem jeweiligen Gegenüber arbeiten zu können und viel Fingerspitzengefühl, wenn es darum geht Probleme zu lösen. Als pädagogische Fachkraft in einer Einrichtung trägt man viel Verantwortung und gibt den Rahmen vor, in dem das Leben der Jugendlichen stattfindet. Daher ist eine klare und gefestigte Haltung das A und O. Besonders, wenn es um Regeln und Grenzen geht, brauchen wir immer wieder Durchsetzungsvermögen und Konfliktstärke, damit Situationen gar nicht erst eskalieren. - Was würdest Du Berufsanfänger*innen in der Jungendhilfe raten?
Das Allerwichtigste ist das Team. Sich im Team wohlfühlen, sich auf einander verlassen können und gute Zusammenarbeit sind die Grundlagen.
Schwankt das Team, so ist auch die Arbeit der einzelnen schwerer. Und auch die Jugendlichen spüren das und fühlen sich dann verunsichert. Entsprechend lohnt es sich, gegenüber den Kolleg*innen transparent zu sein, bei Unsicherheiten nachzufragen und klar und ehrlich zu kommunizieren.
Abgesehen davon, erwartet niemand Wunder. Jugendarbeit ist stets langfristig: Innerhalb von zwei oder drei Monaten wird nicht viel vorangehen, denn diese Prozesse brauchen sehr viel Zeit und Beziehungsarbeit.
Warum das richtige Bauchgefühl bei der Jobsuche das wichtigste Kriterium ist und für wen die Zeitarbeit genau das Richtige ist, lest Ihr in Teil 2 des Interviews zur Arbeit in der Jugendhilfe.
Wenn wir Dein Interesse an der Jugendhilfe geweckt haben, schau doch mal bei unseren aktuellen Stellenausschreibungen zur Jugendhilfe rein.
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