Vakanzkosten im Sozial- und Gesundheitswesen: Diese Nachteile entstehen durch unbesetzte Stellen für Unternehmen, Mitarbeitende und Klient*innen
Was sind Vakanz- bzw. Opportunitätskosten?
Vakanzkosten bezeichnen jene Kosten, die entstehen, wenn eine Stelle unbesetzt bleibt und das Unternehmen dadurch finanzielle Einbußen verzeichnet. Sie resultieren unter anderem aus der erhöhten Arbeitsbelastung des verbleibenden Personals, die zu Überstunden und damit zu erhöhten Personalkosten führt. Diese und andere Faktoren werden umso gravierender, je länger eine Stelle unbesetzt bleibt.
Im Sozial- und Gesundheitswesen, das stark vom Fachkräftemangel betroffen ist, sind die Vakanzzeiten und die damit verbundenen Kosten oft erheblich. Die durchschnittliche Vakanzzeit unbesetzter Stellen kann je nach Region und Fachrichtung stark variieren, liegt aber in der Regel bei mehreren Monaten.
So sind im Gesundheitswesen durchschnittliche Vakanzzeiten von drei bis sechs Monaten keine Seltenheit. Der Mangel an qualifiziertem Personal führt nicht nur zu Überstunden und steigendem Arbeitsdruck, sondern beeinträchtigt auch die Qualität der Betreuung, Begleitung und (medizinischen) Versorgung. Gleichzeitig verursachen diese personellen Engpässe hohe Kosten.
Im Gesundheitswesen belaufen sich die durchschnittlichen Vakanzkosten auf 37.700 Euro bei rund 142 Vakanztagen. Besonders stark trifft es die Altenhilfe: Laut Statista liegt der Altenpflegeberuf mit 286 Vakanztagen auf Platz 2 im Ranking der Berufe mit den längsten Vakanzzeiten von Arbeitsstellen in Deutschland im Zeitraum von August 2023 bis Juli 2024. Schätzungen zufolge können sich die Vakanzkosten durch offene Stellen in diesem Bereich auf rund 148.109 Euro belaufen.
Wen treffen unbesetzte Stellen besonders? Die Nachteile für zu betreuende Menschen
Längere Vakanzen im Sozial- und Gesundheitswesen haben erhebliche Folgen für Klient*innen, Patient*innen, Kinder und Jugendliche sowie Senior*innen, die auf eine zugewandte Betreuung, Begleitung und Pflege angewiesen sind.
Nachteile für…
Kinder und Jugendliche | Unzureichende Förderung kann Zukunftsperspektiven beeinträchtigen, bestehende Schulprobleme oder Verhaltensauffälligkeiten verstärken |
Patient*innen in Krankenhäusern und Rehabilitationszentren | Unbesetzte Stellen können zu Behandlungsverzögerungen, einer erhöhten Fehlerquote und einer insgesamt schlechteren Genesung der Patient*innen führen |
Senior*innen in der Altenhilfe | Durch lange Vakanzzeiten drohen Vereinsamung, eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes und eine spürbare Abnahme der Lebensfreude |
Menschen mit Behinderungen | Fehlende Unterstützung aufgrund von Personalmangel kann in der Selbstständigkeit einschränken, was Isolation und verminderte Lebensqualität zur Folge haben kann |
Die Auswirkungen von langen Vakanzzeiten und hohen Opportunitätskosten für Unternehmen im Sozial- und Gesundheitswesen sind weitreichend und treffen auch die Klient*innen: Der Mangel an qualifiziertem Personal verschlechtert nicht nur die Versorgungsqualität, sondern gefährdet auch das Wohlergehen jener Menschen, die auf Pflege, Betreuung und Assistenz angewiesen sind.
Auswirkungen unbesetzter Stellen auf Mitarbeitende und Führungskräfte
Unbesetzte Stellen und die damit einhergehenden Vakanz- bzw. Opportunitätskosten führen nicht nur zu Versorgungsengpässen für Klient*innen, sondern belasten auch die verbleibenden Mitarbeitenden und Führungskräfte in den Einrichtungen erheblich. Die Folgen von unbesetzten Stellen im Sozial- und Gesundheitswesen sind vielschichtig und betreffen sowohl die Qualität der Arbeit als auch die Zufriedenheit und Gesundheit des Personals.
Überstunden
Der Personalmangel zwingt die verbleibenden Mitarbeitenden immer mehr Überstunden zu leisten, um den erhöhten Arbeitsaufwand zu bewältigen. Diese zusätzlichen Arbeitsstunden erhöhen nicht nur die Personalkosten, sondern belasten auch die Belegschaft. Langfristig kann die anhaltende Mehrarbeit zu Burnout führen, da den Mitarbeitenden immer weniger Erholungszeit bleibt.
Verringerte Arbeitsqualität
Der Druck durch unbesetzte Stellen und lange Vakanzzeiten zwingt Mitarbeitende oft, mehr Aufgaben in kürzerer Zeit zu erledigen. Die Genauigkeit und Sorgfalt, mit der Aufgaben normalerweise ausgeführt werden, kann nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet werden. Fachkräfte sind gezwungen, Prioritäten zu setzen und sich auf das „Pflichtprogramm“ zu konzentrieren, wodurch der enge und wichtige Kontakt, z. B. mit Patient*innen, verloren gehen kann. Dies beeinträchtigt nicht nur die Reputation der Einrichtung, sondern auch das Wohlbefinden der Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind.
Erhöhte Fluktuation
Dauerhafte Überlastung durch Überstunden und hohes Arbeitspensum führt häufig zu einer Spirale aus Unzufriedenheit und Überforderung. Mitarbeitende, die sich dauerhaft überlastet fühlen, neigen dazu, ihren Arbeitgeber zu verlassen. Innerhalb des Teams können Spannungen und Konflikte entstehen, wenn die Arbeit ungleich verteilt wird oder die Führungskräfte keine adäquaten Lösungen für die Personalengpässe finden. Diese negative Teamdynamik kann die Situation weiter verschärfen und dazu führen, dass wertvolle Fachkräfte das Unternehmen verlassen, wodurch die Vakanzkosten weiter steigen.
Auswirkungen auf Führungskräfte
Führungskräfte im Sozial- und Gesundheitswesen stehen bei unbesetzten Stellen vor großen Herausforderungen. Sie sind oft gezwungen, operative Aufgaben zu übernehmen, und können sich dadurch nicht auf ihre eigentlichen Führungsaufgaben konzentrieren.
Die ständige Notwendigkeit, Personalengpässe zu überbrücken, erschwert strategische Planungen und führt zu einem reaktiven Führungsstil, der auf kurzfristige Lösungen statt auf langfristige Entwicklungen setzt. Zusätzlich lastet auf ihnen die Verantwortung, sowohl die Arbeitsqualität als auch die Zufriedenheit der Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten, was zunehmend schwieriger wird. Der Druck, die Bedürfnisse der Klient*innen und die Erwartungen der Mitarbeitenden zu erfüllen, führt oft zu Stress und Überlastung. Fehlen nachhaltige Lösungen für unbesetzte Stellen, riskieren sie nicht nur das Vertrauen und die Motivation ihres Teams, sondern auch ihre eigene Leistungsfähigkeit.
In einigen Fällen kann dies zum Ausstieg von Führungskräften führen und damit die Organisation weiter destabilisieren.
Tipps & Lösungen: So lassen sich hohe Opportunitätskosten durch unbesetzte Stellen vermeiden
Um den Herausforderungen hoher Vakanz- und Opportunitätskosten im Sozial- und Gesundheitswesen zu begegnen, gibt es verschiedene Strategien, die Arbeitgebern sowohl kurzfristige Entlastung als auch langfristige Stabilität bieten können.
Tipp 1: Personalberatung nutzen
Die Besetzung von Schlüsselpositionen im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen stellt viele Einrichtungen vor erhebliche Herausforderungen. In diesen stark regulierten und anspruchsvollen Bereichen die richtigen Mitarbeitenden zu finden, ist oft mit einem hohen zeitlichen, finanziellen und personellen Aufwand sowie gewissen Risiken verbunden.
Mit einer spezialisierten Personalberatung, die den sozialen Arbeitsmarkt kennt und gezielte Rekrutierungsinstrumente einsetzt, lassen sich diese Hürden überwinden.
Die Personalberatung von CareFlex ist auf die besonderen Anforderungen von Einrichtungen der Pflege, Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe und dem medizinischen Sektor fokussiert. Dank tiefgehendem Branchenverständnis, spezialisiertem Erfahrungsschatz und einem breiten Netzwerk können passende Kandidat*innen schnell und effizient identifiziert und zielgerichtet angesprochen werden.
Der Fokus liegt darauf, Fach- und Führungskräfte zu finden, die fachlich und kulturell in bestehende Teams passen und langfristig einen positiven Beitrag in den Einrichtungen leisten.
Ein transparentes und kostensensibles Vorgehen sowie eine zugewandte Beratung und eine nachhaltige Zusammenarbeit, beschleunigen die Stellenbesetzung und minimieren das Risiko von Fehlbesetzungen, wodurch hohe Opportunitätskosten vermieden werden.
Tipp 2: Mitarbeitendenbindung aktiv stärken
Um Personalengpässe zu vermeiden, sollten Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen aktiv in die Entwicklung und das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden investieren. Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Mitbestimmung bei der Dienstplangestaltung, betriebliche Kinderbetreuung, Angebote zur Gesundheitsförderung, Mobilitätslösungen, Prämien für langjährige Betriebszugehörigkeit und die Übernahme von Weiterbildungskosten tragen wesentlich zur Work-Life-Balance und Zufriedenheit bei. Ergänzend bieten Schulungen und Fortbildungen, die gezielt auf die täglichen Herausforderungen der sozialen Arbeitswelt ausgerichtet sind, den Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Diese Ansätze erhöhen die Bindung von Fachkräften, senken die Fluktuation und helfen, Vakanzkosten zu vermeiden.
Tipp 3: Optimierung des Rekrutierungsprozesses
Ein einfacher und gut strukturierter Rekrutierungsprozess, der moderne Technologien nutzt, hilft dabei, offene Stellen schneller zu besetzen. Gerade im Sozial- und Gesundheitswesen sind kurze Reaktionszeiten und digitale Bewerbungsformulare, die mobil optimiert und ohne Anhang auszufüllen sind, entscheidend. So lassen sich die oft hohen Abbruchquoten deutlich reduzieren.
Eine aktuelle Studie von Stepstone zeigt, dass sich viele Bewerber*innen künftig ein automatisiertes und intelligentes Bewerbungsverfahren bei der Jobsuche wünschen. Insbesondere in Berufsfeldern mit akutem Fachkräftemangel können Bewerbungen ohne Anschreiben dazu beitragen, den Bewerbungsprozess zu beschleunigen und mehr Bewerbungen zu erhalten.
Mit unseren wertvollen Bewerbungstipps für Arbeitgeber können Unternehmen zusätzlich ihre Attraktivität für Bewerber*innen steigern und damit die Chancen auf qualifizierte Einstellungen erhöhen.
Fazit: Umgang mit Vakanzkosten und unbesetzten Stellen im Sozial- und Gesundheitswesen
Unbesetzte Stellen im Sozial- und Gesundheitswesen verursachen nicht nur erhebliche finanzielle Kosten, sondern haben auch weitreichende negative Auswirkungen für Klient*innen, Führungskräfte und Mitarbeitende. Um die Qualität der Versorgung und die Zufriedenheit des Personals zu sichern, sind proaktive Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung unerlässlich. Durch den gezielten Einsatz spezialisierter Personalberatungen, die Förderung der Mitarbeitendenzufriedenheit und die Optimierung des Rekrutierungsprozesses lassen sich hohe Vakanz- und Opportunitätskosten effektiv reduzieren.